Offenheit und die Entscheidung Hilfe anzunehmen

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Offenheit und die Entscheidung Hilfe anzunehmen

Ich bin seit mein Blog online ist bereits öfter auf meinen Mut angesprochen worden mit meiner Geschichte und somit meiner  Erkrankung und meinen  Versuchen mir das Leben zu nehmen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass das ein leichter Weg- beziehungsweise eine leichte Entscheidung für mich war… Jedoch glaube ich, dass es nur so möglich ist, dass die Akzeptanz dieser „Tabuthemen“ -sprich psychische Erkrankungen  (unter anderem Burn Out und Depressionen) als auch Suizid in der Öffentlichkeit zunimmt. Verständnis ist meiner Meinung nach ein sehr hohes Ziel , da die Betroffenen selbst ihre Erkrankung oft nicht nachvollziehen können, aber es wäre schön, wenn es möglich wäre, dass man offener mit diesen Themen umgehen kann und die Scham „krank“ zu sein abnimmt. Meine Motivation ist ganz klar, dass ich so vielen Betroffenen wie möglich den Mut und die Kraft geben möchte, dass sie offen mit ihrer Erkrankung umgehen können und ihre Probleme kommunizieren können, ohne dabei von der Gesellschaft oder ihrem Umfeld als „schwach“ und „krank“ abgestempelt zu werden.

Ganz im Gegenteil… meiner Meinung nach erfordert es sehr viel Mut diesen Schritt zu gehen und offen zu der Erkrankung zu stehen – offen dazu zu stehen, dass man aktuell nicht so funktionieren- nicht so sein kann – wie man gerne wäre – und eigentlich selbst nicht verstehen kann warum. Ich denke, dass diese Offenheit ein wichtiger Schritt dazu ist, dass das Umfeld „versuchen“ kann sich auf diese Situation einzustellen und dem Betroffenen/der Betroffenen das Gefühl geben kann, dass sie für ihn/sie da sind und ihn/sie unterstützen so gut sie können.

Es ist sehr wichtig, dass man in der Zeit in der die Dunkelheit alles überschattet ein solides und starkes Umfeld und viele liebe Menschen hat, die einen unterstützen und für einen da sind. Leider ist das nicht immer der Fall und deshalb ist es sehr wichtig, wenn man merkt, dass man „krank“ ist Hilfe annimmt. Das gilt natürlich nicht nur für die Betroffenen, denen das gerade beschriebene Umfeld „fehlt, sondern ist für alle wichtig, die an Krankheiten egal ob physisch oder psychisch leiden.

Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass es enorm schwierig ist zuzugeben, dass man Hilfe braucht… und noch schwerer fällt es oft diese dann tatsächlich in Anspruch zu nehmen… die Entscheidung Psychotherapie und psychiatrische Hilfe in Anspruch zu nehmen war für mich eine der schwersten in meinem Leben. Denn instinktiv gibt diese Entscheidung – die Entscheidung Hilfe anzunehmen- uns das Gefühl, dass irgendetwas mit uns nicht stimmt – dass wir zu „schwach“ sind das Leben alleine zu meistern – dass wir „krank“ sind. Es war wirklich hart und schwer für mich das zuzugeben und ich habe es solange wie möglich hinausgezögert- erst als es nicht mehr anders ging habe ich Hilfe angenommen…. Bei mir haben die Phasen der „Schwäche“ und Dunkelheit bereits im Kindes/Jugendalter begonnen und dank der Unterstützung meiner Familie und verschiedenen anderen lieben Menschen – unter anderem  Dr. Josef Lipburger  (Kinder und Jugendpsychotherapeut) und Barbara Mäser  (Coach,  Lebens-/Sozialberaterin, Dipl. Mental-Coach, Krisenpädagogin und Sexualpädagogin)- war es mir möglich trotz meiner Erkrankung meine Matura abzuschließen.

Aber wie es so oft bei Erkrankungen ist – nur wenn es „weh“ tut, dann macht man auch was dagegen  und das war bei mir auch der Fall. Anstatt regelmäßig zur Therapie zu gehen habe ich weiterhin versucht mein gewohntes Leben – mein Leben im „Hamsterrad“ –zu leben und erst als dann der „Supergau“ kam habe ich mich – zugegebenermaßen auch nicht freiwillig für professionelle Hilfe entschieden.

Ich kann nicht sagen und werde auch nie wissen, ob meine Geschichte und die dramatischen Ereignisse, die aus meiner Erkrankung resultiert sind anders verlaufen wären, wenn ich früher Hilfe gesucht hätte, aber ich bin definitiv der Meinung, dass es unglaublich wichtig ist so schnell wie möglich Hilfe in Anspruch zu nehmen, wenn man merkt, dass man alleine keinen Weg aus der Situation findet. Es gibt sehr viele gute Institutionen, die dabei unterstützen können eine geeignete Therapie zu finden und viele Organisationen und therapeutische Angebote, die sehr wichtig dabei sein können einen Weg aus der Krankheit zu finden. Unter dem Reiter „Links“ habe ich einige dieser „Hilfen und Organisationen“ angeführt, welche es bei uns in Vorarlberg gibt. Ich hoffe, dass ich vielleicht ein paar Betroffenen die Motivation geben kann sich helfen – sich unterstützen zu lassen, denn aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es wirklich wichtig ist diesen Weg nicht alleine zu gehen, sondern mit der Unterstützung von erfahrenen Spezialisten.

Auf diesem Weg möchte ich mich von Herzen bei allen, die mich auf meinem Weg begleitet und unterstützt haben bedanken. Allen voran bei meiner Familie und meinem Mann Andi und meinen Freundinnen. Es waren aber auch viele weitere liebe und bemühte Menschen daran beteiligt, dass ich das heute schreiben kann und mich besser fühle als je zuvor.

Ich möchte an dieser Stelle stellvertretend für alle ein paar Namen auflisten, die für mich einen sehr großen Stellenwert haben und eine sehr große Rolle in der Zeit der Dunkelheit und auch jetzt noch gespielt haben und spielen: Dr. Josef Lipburger (Kinder und Jugendpsychotherapeut, Irmgard Schertler (Psychotherapeutin), Dr. Zulfokar Al-Dubai (Neurologe und Psychiater), Dr. Jan Di Pauli (Leiter der psychiatrischen Abteilung im LKH Rankweil) und sein Team, Barbara Mäser (Coach, Lebens-/Sozialberaterin, Dipl. Mental-Coach, Krisenpädagogin und Sexualpädagogin), Dr. Verena Wladika (die mich sehr mit homöopathischen Mitteln unterstützt hat), Ferdinand Lerbscher (Projektleiter von „Gemeinsam Leben Lernen) und seinem Team, Nathalie Rettenbacher, Natalie Gmeiner und Maria Rodewald mit ihrem Team  (Netzwerk Familie), Organisation Connexia (dank dieser Organisation war es möglich, dass mich eine Hebamme nach der Geburt von Xenia kostenfrei unterstützt hat)Andreas Benedikt und Familie (Polizist, der mir bei meinem ersten Suizidversuch das Leben gerettet hat) und seinem Kollegen Daniel Heinzle, dem LKW Fahrer der so geistesgegenwärtig war und frühzeitig gebremst hat , dem Rettungsteam die mich bei meinem zweiten Suizidversuch erstversorgt haben und den Ärzten  und Pflegeteam der Uniklinik Innsbruck und dem LKH Rankweil,…Danke, dass ihr euren Job so gut macht und unglaublich viel Wertvolles für viele Menschen in Krisen leistet- dank euch bin ich jetzt da wo ich bin und die Dankbarkeit, welche ich für euch empfinde kann ich gar nicht in Worte fassen.

Abschließend möchte ich mich auf diesem Weg auch sehr herzlich bei meinem Arbeitgeber – der Hypo Vorarlberg – insbesondere dem Team und der Leitung der Hypo Dornbirn – Richard Karlinger und Egon Gunz….- für das Verständnis, die Geduld und die Möglichkeit wieder in meinen Job zurückzukehren bedanken – auch meine aktuelle Abteilungsleiterin Martina Rüscher hat mir stets das Gefühl gegeben, dass sie meine Arbeit schätzt und mich nicht „anders“ behandelt aufgrund meiner Vorgeschichte. Danke an das gesamte KSC (Kundenserivcecenter) Team – es war enorm wichtig für mich, dass ihr mich so gut aufgenommen habt und mir stets das Gefühl gegeben habt ein wichtiger Teil im „Gefüge“ zu sein 😉

DANKE AN ALLE – IHR SEID SPITZE- MACHT WEITER SO 🙂

Eure Christina