Mein „Weg zum Leben“ JETZT
11. Dezember 2017

Mein Weg zurück zum Leben

Wie bereits in meinem vorherigen Beitrag erwähnt – „Die Dunkelheit holt mich ein“ – war es wieder soweit… Xenia war in etwa ein halbes Jahr alt und ich wurde wiederum in die Psychiatrie eingewiesen. Der Primar der „Psychiatrischen Abteilungen“ Dr. Jan Di Pauli, welcher meinen Fall verfolgt hatte und feststellen musste, dass ich auf die „herkömmlichen“ Methoden wie Medikamente, Gesprächstherapie etc.. nicht ansprach machte uns den Vorschlag, es mit einer „anderen“ Form der Therapie zu versuchen – der sogenannten Elektrokrampftherapie – kurz EKT. Das LKH Rankweil – die Psychiatrie- verfügt über eine eigene Station, welche auf die Durchführung dieser Behandlungen spezialisiert ist. Begonnen wurde die Behandlung mit einer Frequenz von zweimal wöchentlich. Bereits nach den ersten Behandlungen konnte eine deutliche Verbesserung meines Zustandes festgestellt werden… Ich hatte mich dank der Therapie auf den „Weg zum Leben“ gemacht. Ich wurde wieder offener gegenüber anderen Menschen und begann wieder am Leben teilzunehmen. Langsam aber stetig kamen Emotionen und Gefühle zurück, welche solange verborgen waren hinter einer undurchdringbaren Mauer aus Angst, Selbstzweifel und der daraus resultierenden Todessehnsucht beziehungsweise der Sehnsucht diesem „Gefängnis“ meiner Gedanken zu entkommen. Die Behandlung wurde fortgesetzt und die positive Entwicklung nahm ihren Lauf. Zusätzlich war ich medikamentös eingestellt und hatte regelmäßig Gesprächstherapie. Denn das „Grundproblem“ war immer noch, dass ich im Endeffekt nicht wusste wer ich war- was mir wirklich wichtig war – was mich interessierte und begeisterte – abseits von meiner „vorgefertigten und fixen“ Idee, wie mein Leben auszusehen hatte. Die Gesprächstherapie gab mir die Möglichkeit mich mit diesen Gedanken auseinanderzusetzen und es entstand immer mehr die Sehnsucht danach „Neues“ auszuprobieren – mich „neu“ zu finden und „meinen Weg zum Leben zu finden“. Diese Sehnsucht und die Neugierde führten dazu, dass ich unterschiedliche „alternative“ Behandlungsformen zur Unterstützung ausprobierte und auch mehrere Möglichkeiten und Angebote in Anspruch nahm, welche mich auf diesem Weg unterstützen.

Die EKT Behandlungen wurden fortgesetzt, jedoch die Intervalle der Behandlungen wurden verändert. Zuerst wurde auf einmal in der Woche reduziert, dann alle zwei, drei Wochen und zuletzt war nur noch eine Behandlung monatlich ausreichend. Insgesamt dauerte die EKT- Therapie ein Jahr.

Und dann war er da – der Augenblick, als ich zum letzten Mal meinen Weg in die psychiatrische Abteilung in Rankweil antrat um meine hoffentlich letzte EKT Behandlung in Anspruch zu nehmen.

Dieses Gefühl werde ich nie vergessen- das Gefühl der Freiheit, der Unabhängigkeit – das Gefühl einen wichtigen und entscheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht zu haben… den Grundstein für ein „neues“ Leben gesetzt zu haben. Ein Leben frei von „vorgefertigten“ Vorstellungen, wie ich zu leben habe, wer ich zu sein habe und was ich vorweisen muss, damit ich „gut so bin – wie ich bin“. Doch wie gesagt, das war erst der Anfang…. Der Anfang einer Reise – einer Reise, die wie ich glaube ein Leben lang geht – einer Reise zu mir selbst und zu den Bedürfnissen und Wünschen, die so tief in meinem Inneren verborgen waren und noch immer sind.

Ich kann das Gefühl der Dankbarkeit, welche ich für Dr. Jan Di Pauli und sein Team empfinde gar nicht in Worte fassen – denn sie haben es erst möglich gemacht, dass ich die Kraft, das Vertrauen und den Mut habe, mich dieser Herausforderung – dieser Reise zu stellen – Vielen, vielen Dank… und ich hoffe , dass noch vielen anderen Menschen, die mein Schicksal beziehungsweise das Schicksal dieser Erkrankung teilen dank der EKT Behandlungen die Möglichkeit bekommen „ihren Weg zum Leben“ zu finden.