„NEIN“

Ist doch ein einfaches Wort … doch oft fällt es uns sehr schwer es auszusprechen.
Ich selbst habe oft große Schwierigkeiten damit „NEIN“ zu sagen und habe dieses Thema auch schon mehrfach mit meiner Psychotherapeutin bearbeitet. Warum traue ich mich oft nicht dazu zu stehen, dass ich etwas nicht machen will oder mich eine Situation oder Aufgabe gerade überfordert.

Ich glaube, dass es sehr viel damit zu tun hat, dass wir Angst haben damit unser Gegenüber zu verletzen beziehungsweise vor den Kopf zu stoßen. Ich habe oft Angst davor, dass mir dann jemand böse ist und das war immer etwas, das ich unter allen Umständen vermeiden wollte und auch immer noch will.
Doch leider ist es so, dass wir dann oft Sachen oder Aufgaben übernehmen, die uns selbst überfordern oder mit denen wir uns nicht wohlfühlen. Wenn wir unsere Bedürfnisse und Grenzen öfters missachten sind schlussendlich wir diejenigen, die darunter leiden. Das Ziel niemanden verletzen oder vor den Kopf zu stoßen ist und bleibt eine Illusion – denn wenn wir uns immer nur daran orientieren, was die „Außenwelt“ von uns möchte bleiben wir auf der Strecke.

Das soll nicht bedeuten, dass ich mich von jetzt an in einen totalen Egoisten verwandeln soll, der immer und überall seinen Kopf durchsetzen muss, aber es ist sehr wichtig eine Balance zu finden. Eine Balance darin sich einerseits für sich selbst, seine Wünsche und Bedürfnisse einzusetzen und andererseits trotzdem so gut wie möglich auf die Wünsche und Bedürfnisse der Menschen in meinem Umfeld Rücksicht nehmen zu können.

Dass diese Umstellung und Neuorientierung nicht immer ohne Reibungen und Konflikte von sich geht musste ich jetzt schon ab und zu erfahren – viele sind es eben nicht gewohnt, dass ich auch einmal „NEIN“ sagen kann – aber es kann auch daran liegen, dass ich dieses „NEIN“ dann oft zu energisch ausdrücke, weil ich noch daran übe es freundlich aber trotzdem bestimmt zu kommunizieren. 😉 Wie gesagt jede Veränderung erfordert Übung und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen…

Ich habe aber auch schon sehr positive Erfahrungen gemacht indem ich versucht habe meinem Gegenüber zu erklären, warum ich das jetzt nicht machen will beziehungsweise warum ich „NEIN“ sage. Es war für mich dabei sehr hilfreich, dass ich deutlich gemacht habe, warum mich diese Aufgabe oder diese Anforderung meines Gegenübers jetzt gerade überfordert und ich sie daher ablehnen muss. Diese Situationen in denen mein Gegenüber verständnisvoll reagiert hat haben mich dazu motiviert diese Veränderung weiterhin zu festigen und diese Art der Kommunikation zu üben.

Die Einführungs- Seminare der GFK („Gewaltfreien Kommunikation“) welche ich vergangenes Jahr im September in Wien besucht habe, haben mir diesbezüglich auch sehr geholfen. Besonders das Seminar von Mag. (FH) Kersten Isabel Kloser-Pitcher- Gesprächskultur hat mich sehr beeindruckt und mich dazu motiviert mich weiterhin mit dieser Art der Kommunikation zu befassen. Ich habe auch geplant einen eigenen Beitrag über die Gewaltfreie Kommunikation zu schreiben.

Nun aber zurück zum „NEIN“- für mich ist ein „NEIN“ hin und wieder sehr hilfreich auch wenn ich dabei Gefahr laufe, dass sich mein Gegenüber angegriffen fühlt oder ich Angst habe mein Gegenüber zu verletzen/zu enttäuschen.
Ich persönlich denke, dass die Balance zwischen „JA“ und „NEIN“ sehr wichtig ist und dass es viel Übung braucht, damit man ein Gespür dafür entwickelt wann ein „NEIN“ angebracht ist beziehungsweise, wann man eine Aufgabe oder Anforderung zum Selbstschutz ablehnen sollte.

Ich bin dabei diese Balance zu entwickeln, bin aber überzeugt davon, dass es ein langer Weg ist und ich immer wieder dazu verleitet sein werde in mein altes Muster – das „Ja-Sagen“ und „allen Recht machen wollen“ Muster verfallen werde… Aber ich arbeite daran und gehe meinen Weg mit Unterstützung meiner Therapeutin Irmgard… 😉
Vielleicht kommt dem einen oder anderen von euch dieses Thema beziehungsweise die Tendenz sich selbst zu „vergessen“, weil man es so gerne allen anderen Recht machen möchte bekannt vor. Sehr viele neigen dazu, da es ein natürliches Bedürfnis von uns ist geliebt und angenommen zu werden und oft haben wir dann das Gefühl, dass das nur möglich ist, wenn wir immer das tun was das Gegenüber jetzt gerade von uns will. Doch ich glaube, dass wir dabei häufig auf eine beziehungsweise die wichtigste Person in unserem Leben vergessen – auf uns selbst… Denn auch unsere eigenen Bedürfnisse und Wünsche wollen respektiert und erfüllt werden und daran haben wir selbst einen sehr großen Anteil.

Ich möchte euch auf diesem Weg darin bestärken mehr auf euch selbst und euer Gefühl zu hören, denn oft merken wir innerhalb kurzer Zeit, dass uns eine Aufgabe oder ein Wunsch unseres Gegenübers zutiefst widerstrebt und wir trotzdem dazu tendieren „JA“ zu sagen. Wenn das wieder mal der Fall ist denkt an mich und meinen Beitrag und vielleicht kann euch das in der einen oder anderen unangenehmen Situation helfen für euch einzustehen und eurem Gegenüber auf einfühlsame aber bestimmte Art verständlich zu machen, dass eure Antwort „NEIN“ ist.

Falls es doch nicht klappt und ihr zu spät merkt, dass euch euer „altes“ Muster wieder einmal dazu verleitet hat eine Aufgabe anzunehmen, die euch widerstrebt habt ihr immer noch die Möglichkeit – wie auch in einem Geschäft- die Aufgabe im Nachhinein abzulehnen. Denn wie meine Psychotherapeutin zu mir gesagt hat: „Auf fast alles gibt es ein Rückgabrecht. ;-)“

In diesem Sinne wünsche ich euch viel Spaß beim Üben und beim Finden eurer eigenen Balance…Ich würde mich wie immer sehr über Kommentare oder Rückmeldungen freuen und wünsche euch einen schönen Tag…

Eure Christina

Michael Mroczek 199379 Unsplash

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