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FREUDE

Hallo ihr Lieben, es freut mich persönlich sehr, dass ich diesen Beitrag auf meinem Blog mit Zustimmung des Verfassers- Dr. Franz Josef Köb- Projektbetreuer von „Wissen fürs Leben“ der AK Vorarlberg veröffentlichen kann.

Der Text diente als Einleitung für das Musical „Freude“, welches in Zusammenarbeit von mehreren Akteuren – unter anderem dem Tanzhaus Hohenems und der Hatler Musik im Kulturhaus aufgeführt wurde.

Vielen Dank Franz, dass du mir den Text zur Verfügung gestellt hast…

Ich wünsche euch nun viel Spaß beim Lesen… Eure Christina

FREUDE

„Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei: aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ schrieb der heilige Paulus in seinem berühmten Brief an die Korinther (1. Korinther, 13, 13)

Hat Paulus in dieser Aufzählung nicht etwas ganz Entscheidendes vergessen?

Die Freude!

Was ist Glaube ohne Freude?

Was ist Hoffnung ohne Freude?

Was ist Liebe ohne Freude?

Was ist Sexualität ohne Freude?

Was ist Arbeit ohne Freude?

Was ist Schule ohne Freude?

Was ist Familie ohne Freude?

Was ist Alt-werden ohne Freude?

 

Glaube ohne Freude ist Dogmatismus, Fanatismus, kalt, gefährlich und lebensbedrohlich.

Hoffnung ohne Freude ist verzweifelte Hoffnung.

Liebe ohne Freude ist eine berechnende Zweckbeziehung.

Sexualität ohne Freude ist eine Qual, ein Krampf, ein notwendiges Übel, eine eheliche Pflicht, eine Vergewaltigung.

Arbeit ohne Freude ist sinnlos und macht krank.

Schule ohne Freude ist ein Alptraum.

Familie ohne Freude an den Kindern, am Partner/der Partnerin wird zur Hölle gegenseitiger Kritik, Beschimpfung und Abwertung.

Altwerden ohne Freude ist trostlos.

 

Freude ist so wichtig!

Freude macht das Leben leicht und glücklich.

Freude ist eine der entscheidenden Triebkräfte unseres Lebens.

„Freude heißt die starke Feder in der ewigen Natur,

Freude, Freude treibt die Räder in der großen Weltenuhr“, schreibt Friedrich Schiller.

Freude ist Lebensenergie, eine Kraftquelle.

Freude ist etwas Göttliches – „Freude, schöner Götterfunke“ heißt es in Schiller‘s Ode „An die Freude“.

 

Doch mit der Freude ist es schlecht bestellt – gerade in den reichen Gesellschaften der Erde, bei denen, die im Wohlstand leben.

Es gibt die Krankheit der Freudlosigkeit – das ist die Depression.

Wie ein grauer Schleier legt sich die Depression über alles.

Die Depression ist weltweit im Steigen und wird bald die häufigste Krankheit sein, sagt die WHO.

 

Man kann die Freude verlieren durch Schicksalsschläge: durch eine schwere Krankheit, durch den Tod eines lieben Menschen, durch anhaltende Schmerzen, durch chronischen Stress, durch Verrat und Mobbing.

Man kann die Freude aber auch verlieren, weil man sich zu viel Sorgen macht, weil man zu viel grübelt.

Man kann die Freude verlieren durch eine moralinsaure, körperfeindliche Religion, die Angst und Schuldgefühle erzeugt und jede körperliche Freude als Sünde verdächtigt.

Und man kann die Freude verlieren durch einen falschen Lebensstil!

 

Erich Fromm hat vor 40 Jahren das wegweisende Buch „Haben oder Sein“ geschrieben.

Haben meint ein Leben in Abhängigkeit, ein Leben mit Krücken.

Man ist innerlich hohl und leer und füllt diese Leere mit zu viel Essen und Trinken, mit rastloser Arbeit = zu viel schaffa, schaffa, mit Geld, mit Dingen, die man kaufen kann, mit zu viel Fernsehen, Berieselung, Ablenkung und Zerstreuung.

Sein dagegen meint ein Leben in Freiheit, ohne Abhängigkeit, ohne Krücken, ein Leben im Selbststand, indem man die eigenen Kräfte der Vernunft und der Liebe lebt und kultiviert.

 

Von wem können wir Freude lernen!

1.von kleinen Kindern!

Ein-, zwei-, dreijährige freuen sich an den kleinsten und unscheinbarsten Dingen: an einer Fliege, einem Wurm, einer Katze, an einem Stein, an einer Pfütze – durch sie stapfen sie mit großer Freude und leuchtenden Augen, wenn man sie lässt.

2. Ein zweiter Weg zur Freude, ist die Kunst, mit sich selbst befreundet zu sein oder die Fähigkeit, sich selbst zu lieben, zu sich, zum eigenen Leben „Ja“ sagen zu können, denn: In dem Maße, in dem man sich selbst liebt, wird das Leben zu einem Freudengesang.“ Das sagt eine Ikone der Nächstenliebe, Schwester Emmanuelle, eine beeindruckende lebendige Ordensfrau. Sie ging mit 62 nicht in Pension, sondern zu den Müllmenschen in Kairo und lebte mit diesen Ärmsten der Armen über 20 Jahre lang.

3.Ein dritter Weg, Freude zu finden, ist die Dankbarkeit. Dankbarkeit ist eine innere Haltung dem Leben   gegenüber. Sie entspringt der Einsicht, dass alles gegeben ist. Dankbarkeit heißt, das Gegebene zu würdigen, zu rühmen, zu preisen. Dankbarkeit führt zur Freude.

4.Ein vierter Weg zur Freude ist: mit offenen Augen, mit wachen Sinnen die Schönheit der Natur zu erleben. Das kostet nichts und bringt viel. Die Schönheit der Natur ist gratis. Wir müssen sie nur sehen. Auch die verlorene Freude kommt zurück, wenn man hinaus geht ins Freie, sich bewegt, wenn man im Tageslicht spaziert, wandert, joggt, spielt.

5.Ein fünfter Weg, Freude zu finden, ist: anderen Menschen Freude zu machen, ihnen zu nützen, ihnen zu helfen, ihnen Gutes zu tun – ganz einfach: andere Menschen zu lieben. Sr. Emmanuelle sagt: „Das Menschenherz wird erst ganz satt in einer sehr einfachen, geschwisterlichen und ehrlichen Beziehung. In einer Müllsiedlung trägt man keine Maske. Man versteckt seine Gefühle nicht. Die Beziehungen sind natürlich, geschwisterlich und zutiefst solidarisch.“

6.Ein sechster Weg zur Freude ist Musik und TanzMusizieren, so wie es jetzt die Musikantinnen und Musikanten der Hatler Musig unter der Leitung von Reini Wohlgenannt tun. Singen, so wie Philipp (Lingg) und Viola (Pfefferkorn), wie die Kinder von der VS Mittelfeld und von der Musikschule Dornbirn und tanzen, wie die Frauen und Männer vom Tanzhaus Hohenems.

Sr. Emmanuelle sagt:

„Wir alle brauchen Lichtstrahlen, die unser Leben erleuchten.

Stunden des Jubels, die uns aufbauen, bleiben wie ein Zauber in unserer Erinnerung.“

 Stunden der Freude sind solche Lichtstrahlen, die unser Leben erleuchten.

Eine solche Stunde der Freude wünsche ich Ihnen jetzt mit dem Märchen-Musical „Freude“!

 

Dr. Franz Josef Köb

Dornbirn, 14. Dezember 2017