Kommt dir diese Situation auch bekannt vor? Du läufst die Straße entlang oder betrittst einen Raum und begegnest einer dir fremden Person.
Ihr schaut euch an und… „Schwupp“ hast du dir schon innerhalb von wenigen Momenten eine „erste“ Meinung über dein Gegenüber gebildet. Das geschieht oft ohne dass ihr bis dato ein Wort miteinander gewechselt habt.
Er/sie ist innerhalb von kürzester Zeit in eine deiner gedanklichen, kategorischen Schubladen „gelandet“. Diese „Schubladen“ sind individuell und von Mensch zu Mensch entsprechen sie unterschiedlichen Kriterien.
Ich gebe es jetzt offen zu – ich kenne das sehr gut und versuche das Geheimnis zu lüften anhand welcher Merkmale, Auffälligkeiten, etc. ich meine „Schubladen“ fülle beziehungsweise meine Gegenüber kategorisiere.
Mein Scan beobachtet nicht nur die Art wie sich jemand bewegt, sondern auch die Haltung, die optische Erscheinung, was er/sie trägt, Mimik, Gestik, Stimme und vieles mehr. Es ist unglaublich wie ausgeprägt mein Bewusstsein innerhalb kurzer Zeit darauf trainiert ist eine „Ersteinschätzung“ zu machen.
Innerhalb von Sekunden prüft mein Gehirn mein Gegenüber anhand meiner subjektiven Wahrnehmung. Diese orientiert sich bei mir an Prägungen, welche ich von meinem Umfeld, von der Gesellschaft und von vielen anderen Erfahrungen mit anderen Menschen übernommen habe. Es ist unglaublich spannend und ich denke, dass vieles davon unbewusst passiert und wir – auch wenn wir noch so sehr bemüht sind diesen Prozess zu unterbrechen schwer ganz ohne „Bewertung“ sein können.
Ehrlich gesagt, versuche ich schon länger diesen Vorgang bewusst zu steuern, denn ich selbst möchte entscheiden, wie und anhand welcher Kriterien ich mein Gegenüber „einordne“. Doch aktiv den Prozess zu unterbrechen ist für mich schier unmöglich, da dies oft gefühlt in Sekunden geschieht und ich somit keinen Handlungsspielraum habe.
Dennoch wäre ich nicht ich, wenn ich nicht einen Weg für mich gefunden hätte, wie ich doch noch „Frau“ meiner Gedanken werden kann. Es funktioniert zwar oft nicht sofort aber Schritt für Schritt übe ich mich darin meine vorgefasste Meinung bewusst Revue passieren zu lassen und zu reflektieren.
Ich starte ein inneres „Zwiegespräch“ und vereinbare mit mir, dass ich diesem Menschen gerne die Möglichkeit – sprich eine zweite Chance geben möchte. Mein Wunsch und Ziel ist es, dass ich die „Schublade“ in die ich ihn/sie im ersten Moment „geparkt“ habe bewusst nochmal herausziehen kann und mir so die Option gebe, dass ich meinen ersten Eindruck überdenken und verändern kann.
Denn wenn ich etwas gelernt habe, dann dass ich viele liebe, wertvolle und einzigartige Menschen genau so kennen gelernt habe. Ich habe es geschafft bewusst eine „zweite“ Chance zu geben und dadurch mein Leben und speziell meine Erfahrungen mit Menschen sehr positiv verändert.
Für mich persönlich ist es eine Tatsache, dass das „optische“ Bild und speziell das Bild, welches wir oft von Außen – aus dem Umfeld, den Medien, etc. transportiert bekommen, wie ein Mensch auszusehen hat und wie er sich geben sollte sehr oft nichts über den Menschen sagt der hinter dieser Fassade verborgen ist.
Versteh mich bitte nicht falsch- ich möchte damit nicht ausdrücken, dass alle, die aus meiner Sicht dem Ideal unserer Gesellschaft entsprechen per se einen negativen Charakter besitzen und auch nicht umgekehrt. Doch es ist mir tatsächlich ein Anliegen mich hier in diesem Beitrag dafür auszusprechen, dass es so wertvoll sein kann, wenn wir uns von den oberflächlichen Werten zu den tiefen und für mich essentiellen Werten bewegen und so unser Bild auf unser Gegenüber verändern können.
Mein persönliches Ziel ist es, dass ich mich nicht dafür verurteile, dass ich diesen Automatismus, der sich über Jahre eingeprägt hat nicht vom ersten Moment an bewusst steuern kann – denn ich denke er hilft mir mich zu orientieren und eine, wenn auch subjektive und teilweise oberflächliche „Vorsortierung“ zu machen.
Dennoch ist es mir ein großes Anliegen dieses „Schubladendenken“ zu präzisieren und ich möchte in der Lage sein dieses bewusst zu verändern – sprich „nach zu justieren“.
Ich bin die „Frau“ meiner Schubladen und ich möchte entscheiden können, wer/wann/wie und warum in eine bestimmte Schublade einsortiert wird und vielleicht auch unter bestimmten – von mir gewählten Umständen die Schublade wechselt.
Meine tiefe persönliche Überzeugung ist es, dass mir das die große Chance und Möglichkeit bietet offener auf andere Menschen zuzugehen und hinter die äußere „Fassade“ zu blicken.
Ich habe diese Lernaufgabe angenommen und übe mich bereits darin – und ich freue mich über jeden Schritt den ich mache und dabei meinen zwischenmenschlichen Beziehungshorizont erweitere. Denn es gibt so viele einzigartige, spannende und faszinierende Menschen und ich bin überzeugt, dass ich noch viele davon kennen lernen werde.
Ich bin neugierig, ob dieser Beitrag dir gewisse Parallelen aufgezeigt hat und ob du selbst auch schon Herr/Frau deiner Schubladen bist. Oder vielleicht hat dich meine Lernaufgabe neugierig gemacht und du möchtest selbst auch bewusst auf diesen automatisierten Prozess Einfluss nehmen.
Wenn ja, dann unterstütze ich dich sehr gerne auf deinem Weg – mit meinen bereits gemachten Erfahrungen, den Ansätzen, welche ich bereits in meiner Ausbildung zur Lebens – und Sozialberaterin gelernt habe und vielem mehr.
Ich freue mich darauf dich in diesem oder anderen Lernprozessen zu begleiten. Melde dich bei mir und wir vereinbaren ein Erstgespräch.
Alles Liebe
Christina mit ihren Schubladen und Familie